Acht Uhr | Jetzt endlich in die Parlamente, AfD!
ToS | 13. März 2016 Acht Uhr. Guten Morgen! Jetzt geht’s los. Die Lokale sind geöffnet. Heute werden die Braunen in unsere Landesparlamente gewählt werden. Viele sind völkische Hetzer, die es geschafft haben, statt Themen Terror zu machen. Gut, dass sie reinkommen. Das System erlaubt das. Das, liebes dunkles Deutschland, ist jene Demokratie, die Euch ankotzt. Das macht nichts. Wir finden es gut. Und werden es verteidigen. Dürfen wir. Müssen wir sogar. Steht in der Verfassung.
Unsere Fahnen. Und: wir sind das Volk. Damit das klar ist.
Ich weiß, das hatte ich schon mal bemerkt, in einem früheren Artikel. Gleichwohl kann man es nicht oft genug sagen: Das sind nicht Eure Fahnen, und das ist auch nicht Euer Land! Aber heute muss es nochmal sein. Weil Wahltag ist. Kann mir vorstellen, dass Ihr schon gestern Abend gefeixt habt: „Morgen zeigen wir es allen: den Volksverrätern, der Lügenpresse und dem ganzen linken Pack.“ Letzteres ist ja nicht sonderlich schwierig. Das ganze linke Pack sind ja alle links von Euch. Und da rechts von Euch kaum noch etwas hinpasst, sind das – fast – wir alle. Das ist eine der wenigen Male, wo ich gerne bei – fast – allen dazu gehöre.
Stelle ich mir schwer vor, Euch zu sein.
- Wenn alle gegen einen sind.
- Und man schief angeguckt wird.
- Oder man „besorgt“ ist und trotzdem keiner einen ernst nimmt.
Da müsst Ihr aufpassen; das wird schnell pathologisch. Achso, versteht Ihr nicht? Ich hab’s für Euch mal nachgeschlagen, virtuell, im Netz. Denn was sonst so verbreitet wird, ist ja eh alles gelogen: http://www.synonymwoerterbuch.de/pathologisch-Synonym.html.
Auch 20-AfD-Prozent sind nicht die Mehrheit
Damit wir uns nicht missverstehen, denn das passiert Euch ja ohnehin ständig: Ich bin zwar ganz und gar nicht für Euch, inhaltlich. Und auch nicht mit der Art, wie Ihr draufhaut und rumbrüllt. Das alles gefällt mir gar nicht. Aber ich bin dafür, dass Ihr endlich in den drei Landesparlamenten landet. Und dann nächstes Jahr hoffentlich auch im Deutschen Bundestag. Da könnt Ihr dann das Volk vertreten. Mal sehen, was das dann dazu so sagt.
In der EU und in unglaublich vielen Gemeinden sitzt Ihr ja schon. Auch das ist das Großartige an unserer freiheitlichen Demokratie, dass selbst so Leute wie Ihr das Recht habt, in unseren Parlamenten zu sitzen. Nur eins müsstet Ihr noch lernen: Auch 20 % (also zwanzig) bedeuten nicht, dass Ihr damit dann die Mehrheit hättet.
Demokratie ist keine reality show für das Publikum
Und jetzt zu Euch, Ihr hessischen Schnarchnasen! Ihr nennt Euch Demokraten? Seid Ihr denn von allen politischen Geistern verlassen? Egal, ob man die Grünen oder die Sozis oder die Union oder sonstwen eigentlich – im Großen und Ganzen – ganz gut findet: Wählen sollte man schon gehen! Klar, es kann einem schon ganz ordentlich auf den Senkel gehen, wie da zum Teil performt wird. Hin- und Hergeiere ohne Ende, nicht nur in der Flüchtlingsfrage. Aber deswegen einfach nicht wählen? Und hinterher rummaulen. Mit dem Hintern schön auf’m bürgerlichen Sofa hocken bleiben und abends die Ergebnisse im Fernsehen gucken, als ob das alles nur eine reality show wäre. Geht’s noch?!
Geht mal auf die Straße. Oder noch schlimmer: Geht mal (wieder) in Parteien rein und macht Druck. Glaubt denn jemand, dass Politik besser wird, wenn immer weniger mitmachen? Eher wohl nicht. Mitmischen, aufmischen ist das Gebot der Stunde. Kürzlich bekam ich eine Postkarte geschickt. Die kam von der Demokratie. Die war ziemlich angepisst. Darauf stand:
Wenn Du Dich nicht um mich kümmerst,
verlasse ich Dich!
– Deine Demokratie
Ich weiß ja nicht, wie es Euch so geht in Hessen, Rheinland-Pfalz, MeckPom oder Ba-Wü. Aber ich habe darauf keinen Bock. Im Gegenteil. Ich bin für die AfD in den Parlamenten und gegen ein NPD-Verbot, weil wir Demokraten uns mit denen auseinandersetzen, sie stellen müssen. Das „besorgte Bürger“-Mäntelchen, mit dem die Machtbasis der Rechten das Völkische verschleiern will, muss nackt gemacht werden.
Und die NPD soll rumkrakelen, hetzen, marschieren. Aber verbieten? Gute Sozial- und Jugendpolitik und viel härter Strafen gegen Volksverhetzer oder Brandstifter: Das sind viel demokratischere Antworten auf die NPD als das Verfassungsgericht damit zu befassen.
Wählen gehen dürfen, heißt wählen gehen müssen: gegen die AfD
Also, langer Rede – kurzer Sinn: Ich will heute Abend von keinem hören, er oder sie oder es hätte keine Zeit gehabt, wählen zu gehen. Dann gibt’s Saures. Darauf habt Ihr mein Wort. 1933 war ein Mal zu viel für die deutsche Geschichte. Das reicht. Wir sind zwar noch weit davon entfernt, aber erinnern sollte man sich immer wieder daran. Das wird man ja wohl noch sagen dürfen…
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