Seehofer | Armer, alter Mann
Was hat der Seehofer von der CSU da nur für eine große Chance vertan! In Bayern wurde er vom Sockel gestoßen. Niemand wollte ihn mehr wirklich. Längst hatte er die Bodenhaftung verloren. Jetzt ist der arme, alte Mann in Berlin. Und greift dem ganzen Land rücksichtslos in die Weichteile. Dobrindt, der Verkehrsversager, ist keinen Deut besser.
TS|BN 27. März 2018 Vor den Seehofer hat der liebe Gott den Dobrindt gepackt. Der auf der ganzen Linie verbeulte Ex-CSU-General haut drauf. Das kennt das Publikum von ihm. Das tat er nicht in seiner Zeit als Verkehrsminister. Da haute er nicht, da streichelte er. Die Autoproduzenten- und lügner behandelte er wie ein eingekaufter, kleiner Wicht. Die haben gelogen, dass sich die Balken bogen (und biegen), aber der Mann mit der stylischen Hornbrille befand: den Schaden müssten, bittschön, die Verbraucher schon selbst tragen. Er mag halt nichts wissen von „politischer Korrektheit“. Diese hätte eben genau dazu geführt, dass – wer Verbraucher belügt und betrügt – auch dafür bezahlen muss. Das ist weißgott zu „korrekt“ für den Hetzer. Das macht die CSU schon seit Jahren so.
Die CSU selbst hat keine Heimat
Die CSU (die ersten beiden Buchstaben stehen für: christlich und für sozial) sei nicht bereit, „die kulturelle Identität Deutschlands aufzugeben“. Das brüllte Dobrindt am Sonntag der BamS in die Blöcke. Wem sonst. Aber wer will eigentlich diese kulturelle Identität aufgeben? Solche Beschwörungen kommen vornehmlich aus der sogenannten AfD. Niemand in den demokratischen Parteien befürchten so etwas ernsthaft. Bei allem Verständnis für die kommenden Bayern-Wahlen bleibt die Frage: warum um alles in der Welt bellen Hund und Herrchen seit Regierungsbeginn wie tollwütige Hunde?
Für Dobrindt sind es diese Leute, denen sie eine Stimme geben will: diejenigen, die die „kulturellen Wurzeln und die christlich-jüdische Prägung unseres Landes auch in Zukunft erhalten“ wollten. Ja, wer will das eigentlich nicht? Warum wohl fliehen so viele Leite ausgerechnet nach Deutschland? In ihrer übergroßen Mehrheit doch deswegen, weil hier Menschenrechte, Religionsfreiheit und liberale Demokratie herrschen. Nur Möchtegern-Despoten wie Orbán in Ungarn empfinden ernsthaft muslimische Flüchtlinge als „muslimische Invasoren“. Aber Orbán haben die CSU-Heuchler ja Anfang des Jahres zur Klausur geladen. Das Problem der CSU ist einfach. Sie hat keine politische Heimat. Sie wackelt, wabert und zappelt herum. Ihre Unsicherheit projiziert sie auf die, die „leichte Beute“ zu sein scheinen, auf die Muslime in unserem Land. In unserer Heimat.
Seehofer versagt total
Was hätte der arme, alte Mann nur alles zeigen können bei seinem Amtsantritt. Er hätte sich als weiser, erfahrener Steuermann zeigen können. Er hätte sagen können: jetzt bin ich der Innen- und Heimatminister, und so wird es gehen: wir werden dafür sorgen, dass die Leute sich sicher fühlen, auch nachts, egal wo. Wir werden die Flüchtlinge (wie in meinem Heimatland Bayern) zügig und mit allen möglichen Hilfen integrieren. Er hätte sagen können – und müssen -, dass die, die das Asyl- oder Gastrecht missbrauchen, die Verbrechen begehen, sich strafbar machen – dass die auf dem kürzesten Wege wieder nachhause geschickt werden. Das hätte er sagen können. Ach ja, und dass Heimat kein Schimpfwort ist, im Gegenteil. Dass es ein derart besonderes Wort sei, dass es kaum in andere Sprachen übersetzt werden könne. Anders als „Kindergarten“.
Genau so verhält sich der Seehofer Horst aber, grad’ so, als ob er noch im Kindergarten säße. Der, den sie in Bayern nicht mehr haben wollten und der deshalb nicht besseres als seine Islam-Leugnung drauf hat. Dabei gibt es in der CSU durchaus Leute, die sich ernsthaft (sic!) des Themas angenommen hatten. Dazu gehört der frühere bayerische Kultusminister Ludwig Spaenle. Anfang dieses Jahres äußerte er, er könne sich eine „Ausweitung des Islamunterrichts auf ganz Bayern“ vorstellen. Es nimmt nicht Wunder, dass der Herr Spaenle heute schon kein Minister mehr ist. Der neue Chef Söder hat ihn kurzerhand rausgeschmissen. Die CSU hat keine Heimat, auch keine christliche mehr. Deshalb sind Güte und Barmherzigkeit für sie keine Kategorien. Nur die Angst vor der Niederlage treibt sie an.
CSU-Schläge ins Gesicht
Als Kanzlerin Angela Merkel Seehofer widersprach, setzte der wie ein kleiner Bub noch einen drauf. Er werde „keinen Jota“ von dem abweichen, was er gesagt habe. Nahezu überhört werden da kluge Stimmen wie die von NRW-Ministerpräsident Laschet. Nüchtern, realistisch, pragmatisch – so seine Sicht auf die Dinge. „Es braucht Regeln für den Islam in einer zunehmend säkularen Gesellschaft.“ Und weiter: „Dazu gehört eine Klärung des Verhältnisses zum Staat, so wie wir es mit den christlichen Kirchen seit Langem haben.“ Das erklärte er gegenüber dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“. So kann man es auch machen, aber Seehofer und Konsorten haben das nicht drauf.
Konstantin Kuhle ist innenpolitischer Sprecher der FDP-Fraktion im Bundestag und schrieb in der FAZ: „Horst Seehofer ist ein Sicherheitsrisiko“. Soweit muss man beileibe nicht gehen, denn ansonsten gehen uns bald alle Begriffe aus, um den Skandal noch einen Skandal nennen zu können. Aber unchristlich sind diese Hetztiraden, die gewöhnlich von der sogenannten AfD kommen dennoch. Wer, wie der Verkehrsversager Dobrindt, wieder äußert „Multikulti ist gescheitert“, der schlägt vielen gleichzeitig mitten ins Gesicht. Das sind die, die hier seit Generationen leben und sich für Dorf, Gemeinde, Stadt und Kiez einsetzen. Das sind jene Deutschen, die einen „Ausländer“ geheiratet haben und glücklich und engagiert in diesem Land leben. Und die ganze CSU schlägt damit allen ins Gesicht, die aus Deutschland ein lebenswertes Land machen; eines, das bunt und vielfältig ist und engagiert und freundlich. Ein Deutschland, das mehr drauf hat als der Porzellanlöwe mit Bayernwappen für 34,90 €. Den kann, wer mag, im CSU-Shop online bestellen. Zuzüglich Versandkosten.
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