Titel: "Tiananmen - Die Totmacher vom Himmlischen Frieden"

Tiananmen | Die Totmacher vom Himmlischen Frieden

Tiananmen – der „Platz des Himmlischen Friedens“ ist ein offenes Grab im Herzen von Peking. Leichen sieht man dort nicht mehr. Sie liegen woanders herum. Ebenso Verletzte, Gefolterte und Verbannte. Der Platz und sein Name bleiben auf immer mit einem „Markenzeichen“ verbunden: es lautet Made in China, und es steht für eines der brutalsten Regime der Welt.

Heute vor dreißig Jahren brannten plötzlich Barrikaden, schossen einfache Soldaten auf das einfache Volk. In der Nacht vom 3. auf den 4. Juni 1989 zeigten die Kommunisten das reale Gesicht ihres Regimes und des sogenannten Kommunismus. Das hat sich bis heute nicht verändert. Das Regime ist – nach wie vor – erbarmungslos und äußerst brutal. Allein, es verbirgt sich allzu oft hinter dem Dauerlächeln des mächtigsten Mannes sei Mao: Xi Jinping. Er ist mit einer Macht ausgestattet, dass dagegen selbst Despoten wie Erdoğan wie verunsicherte, kleine Buben wirken, denen lediglich der Daumen fehlt.

Aufrug zum Gedenken an die Opfer des Tiananmen-Massaker - am 4. Juni 2019 in Linz am Rhein an der chinesischen Flagge
Flagge zeigen!

Tiananmen-Mütter isoliert

Bis heute ist nicht bekannt, wieviel Menschen nach den Protesten des Volkes starben, die als reine Studentenproteste begannen. Auch die Zahl der Verletzten kennt niemand, jedenfalls nicht öffentlich. Das Thema im kommunistischen Staate anzusprechen bedeutet Gefängnis und Folter. Es ist das größte Tabu der Volksrepublik. Fall überhaupt darüber gesprochen wird, wählt man als Begriff  „Zwischenfall vom 4. Juni“. Verniedlichende Bezeichnung für tausendfachen Mord. Aber selbst dieser Ausdruck verriete jede/n als Volksfeind. Und was man mit denen macht, darüber wissen Menschenrechtler schaurig zu berichten.

Das Tiananmen-Massaker wird in China nur "4. Juni" genannt. Hier das chinesische Schriftzeichen dafür.
„4. Juni“ (1989)

Die Mütter und Väter der Opfer von damals: sie setzt das Regime heute immer noch unter Hausarrest. Es ist ihnen verboten, in der Öffentlichkeit über ihr Schicksal zu sprechen. Vor dem Massaker auf dem Tiananmen-Platz und seiner Aufarbeitung muss diese Diktatur eine unsagbare Angst verspüren. Sonst wäre ihr Verhalten kaum erklärbar. Nicht einmal über 80jährige dürfen über das Schicksal ihrer Söhne und Töchter sprechen; nicht einmal danach dürfen nie. Das ZDF hat solche Leute getroffen und mir ihnen gesprochen. An geheimen Plätzen mussten sie sich verabreden. Über das Schlimmste ihres Lebens, den Verlust der Kinder, dürfen diese Leute nur hinter Vorhängen sprechen. Gäbe es die westlichen Journalisten nicht, man erführe nichts von ihnen.

Die Göttin der Demokratie

Sie sind tapfer, mutig, unerschrocken. Es kann sie ihre Freiheit kosten, über ihre ermordeten Kinder zu sprechen. Sie könnten ebenso verschwinden wie ihre Kinder. Trotzdem tun sie es. Stark wie die Mütter vom „Placa de Mayo“ sind sie, die nach ihren in Argentinien verschwundenen Kinder suchten und nicht nachließen.

Ein chinesischer Kunststudent arbeitet an der "Göttin der Demokratie" in Peking im Mai 1989 © Catherine Henriette (AFP)
© Catherine Henriette (AFP) auf Hongkong Free Press (hongkonFP.com)

Die unverzichtbare „Hongkong Free Press„, die es online zu lesen gibt, schrieb vor wenigen Wochen über die „Göttin der Demokratie“ (siehe Photo oben). Damals, in den Maitagen des Jahres 1989, war sie von Kunststudenten errichtet worden. Sie ist der Freiheitsstatue in New York City nachempfunden. Die Wochen der freien Entfaltung haben kreative Kräfte freigesetzt, den unbedingten Wunsch nach Freiheit. Die Vertreter des Regimes waren unentschlossen. Es gab Kämpfe im Politbüro und in der Partei als Ganzem. Versuche, die überwiegend jungen Leute zum Aufgeben zu bewegen, scheiterten. Hungerstreik war die Antwort, als kein Ausweg mehr möglich schien.

Der Tiananmen und die Mauer

Die Entwicklung auf dem Tiananmen geschah zwar in aller Öffentlichkeit, auch von Europa aus wahrgenommen. Sondersendungen im Fernsehen beleuchteten die Ereignisse von allen Seiten. Dennoch verblasste dieser Aufstand – und vor allem dessen brutale Niederschlagung – im Laufe der Monate allzu schnell. Der Grund dafür ist einfach nachzuvollziehen: In Deutschland sollte wenige Monate später die Mauer zusammenbrechen. Das war nicht von heute auf morgen geschehen, sondern auch einer Entwicklung geschuldet, während der Tausende ihre Angst vor dem (Ost-Berliner) Regime verloren hatten.

Schwarzweiß-Foto von Kan Tai Wong: Leichen liegen verstreut auf dem Tiananmen-Platz in Peking im Juni 1989.
Leichen auf dem Tiananmen | Foto © Kan Tai Wong

Der Unterschied hätte deutlicher nicht sein können. Da die mutigen Chinesen, die sich der Unterdrückung entgegenstellten, wie es heute immer noch und immer wieder Bürgerrechtler in Hongkong tun. Und hier die Deutschen, die nicht nur von den USA unterstützt wurden in ihrem Wunsch nach Freiheit. Auch der Kommunistenführer Gorbatschow konnte nicht mehr hinter sein „Glasnost und Perestroika“ zurück. Er ließ die Vereinigung von Ost- und Westdeutschland zu. Solche Freunde hatten die chinesischen Studenten nicht. Der Fokus verschob sich, und China war mit einem Mal sehr weit weg. Kaum ein Medium, dass nach den Ermordeten und Verletzten, den Verschleppen und Gefolterten gefragt hätte. Die Göttin der Demokratie hatte nur ein kurzes Gastspiel gegeben. Das Regime stellte die Ordnung wieder her.

Tiananmen 2019

Die Volksrepublik China unter ihrem Führer Xi Jinping ist ohne Zweifel eines der brutalsten Länder der Welt. Der Tiananmen war 1989, und doch hat er bis heute seine ganze Brutalität behalten. In keinem Land werden mehr Todesurteile vollstreckt, wie amnesty international berichtet. Selbstredend gibt es dazu keine exakten Zahlen, denn auch hier mauert das Regime. Dennoch liest sich der Bericht der Menschenrechtsorganisation wie ein Horrortrip.

Über 1000 Hinrichtungen in der Volksrepublik China. Quelle: amnesty international 2018
Made in China: Das mordende Regime | Grafik © zwozwo8

Mich interessieren die Fortschritte nicht, die es für Millionen von Menschen gegeben hat, vor allem ökonomische. Sie werden mit Blut, Unterdrückung, Folter und Rücksichtslosigkeit gepaart. Das ist inakzeptabel. So wie es nicht hinnehmbar ist, dass Uiguren in Konzentrationslagern gehalten werden. Ebenso wenig, Dissidenten sterben zu lassen, obschon sie im Ausland hätten behandelt werden können. Es ist gegen das Völkerrecht, Tibet nicht selbst über sich abstimmen zu lassen.

Menschenrechte sind unteilbar

Totale, vollständige Überwachung ist in der Volksrepublik längst möglich, und sie wird praktiziert. Kein Schritt, ohne unter Beobachtung zu stehen. Kein Telefongespräch und keine SMS, die die Staatssicherheit nicht mitbekommt. Das alles ist „Tiananmen“, und es ist „Made in China“. Das dürfen wir nicht übersehen und überhören. Wir sind es denen schuldig, die ihr Leben für die Freiheit riskieren. Auch in diesem Moment, in dem dieser Artikel gelesen wird.

Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte ist auch von der Volksrepublik China unterzeichnet worden – so, wie es alle Staaten getan haben, die Mitglied der UNO sind. Dabei ist nicht vergessen, dass Taiwan die UNO verlassen musste, weil das kommunistische Regime das Land für sich beansprucht, auch heute noch. Immer wieder wird Taiwan bedroht, immer wieder fährt die Volksrepublik schwere Geschütze auf, um das Land zu destabilisieren. Von Menschenrechten halten die Kommunisten in Peking ebenso wenig wie von Selbstbestimmung.

In eigener Sache
Nach unserem Artikel im Februar „Made in China“ ging unsere Website in die Knie. Jemand hatte sie gehackt. Nur mit viel Mühe konnte sie wiederhergestellt werden. Wir sind neugierig, was diesmal passiert.

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