Gauland (AfD) im Bundestag

AfD | Monster und Oxymoron

Wenn die sogenannte AfD an diesem Sonntag als Siegerin gefeiert wird, sollten sich alle, die sie gewählt haben, schämen. Denn sie sind einer Schimäre aufgesessen, einem Monster in blau. Dieses Monster widerspricht sich ununterbrochen selbst. Es lügt. Sogar nicht zu leugnende Wirklichkeiten biegt es. Und erinnert an die Nazis Adolf Hitlers.

Dieser Tage hat sich ein hoher AfD-Funktionär darüber beklagt, seine Partei bekomme keine Räume für ihren Parteitag. Zahllose Hotels, Gaststätten, Säle habe man angefragt. Niemand wolle sie reinlassen, die sich selbst bezichtigende Alternative. Das sei undemokratisch.

AfD | Monster und Meinungsfreiheit

Läse man solche Einlassungen ohne Kontext, man müsste sich Sorgen um unsere Demokratie machen. Ja, womöglich sähe man diese liberale, deutsche Demokratie tatsächlich in Gefahr. Niemand will diesem Monster Raum geben? Das trifft womöglich für einen Parteitag zu, nicht indes für die freien Medien in diesem Land.

Denn für Hotels und Säle mag die verschlossene Tür zutreffen. Für die vom Monster bespuckten „Systemmedien“ gewiss nicht zu. Allzu lange haben allzu viele Medien diesen Hetzern Tür und Tor geöffnet und Talkshow-Stühle angeboten. Bis heute haben das nicht nur öffentlich-rechtliche, sondern ebenso private Print- und elektronische  Medien getan. Die Frage sei erlaubt, ob dies auf der Suche nach Quote geschah oder aus Dummheit. Plausible Gründe dafür vermag der Publizist dieses „links-versifften“ Blogs (Sprache von AfD und Sympathisanten, d. Red.) jedenfalls bisher nicht zu erkennen.

Pluralität unterschiedlichster Meinung ist durch das Grundgesetz garantiert. Das gilt auch für Monster. Ihr Problem für seine Umwelt besteht darin, dass es nicht wirklich berechenbar zu sein scheint. Es besteht darin, dass trotz wiederholter Lügen diese Monster in Talkshows (Betonung hier auf Shows) geladen wurden und werden. Dort haben sie alle Freiheiten, die Wirklichkeit zu biegen und die Wahrheit für sich zu reklamieren. Nur für sich selbst. Ihren Gegnern würden die Monster am liebsten einen Maulkorb verpassen.

Das lässt sich an unterschiedlichsten Äußerungen belegen, die die Repräsentanten des Monsters immer wieder variantenreich wissen lassen.

AfD | Monster und Deutschland

Die Monster wollen unter sich bleiben. Weiß sollen alle sein, gendeutsch, mit blonden Haaren womöglich. Es ist das Rassische, dass bei ihnen am stärksten ver- und beängstigt. Sie bezichtigen sich selbst, die sogenannte „Alternative“ zu sein für dieses Land. Für das Land, das die freieste und friedlichste Periode in seiner Geschichte erlebt. Doch es ist gerade das liberale, offene Land, das sie nicht wollen.

In Sachsen stellen die Monster eine parlamentarische Anfrage zu Sinti und Roma. Wieviele es gibt, wo sie sie leben und – was sie kosten. Mit letzterer Information könnte man gut Agitation betreiben und Lügen verbreiten. Sinti und Roma sind nicht weiß, nicht deutsch, so sieht das Monster es.

Foto mit einer Pistole, von der Jugendorganisation der AfD, der "Jungen Alternative" aus dem Jahr 2017
Junge „Alternative“: Man muss nur hinsehen. Und dann wählen gehen.

Schwule, Lesben undsoweiter? Was ist mit denen? Die verharmlosend „Flügel“ genannte rechtsextreme Gruppierung fragt in Thüringen, im Landtag: wie viele Schwule gibt es? Wieviele Lesben? Und wo leben die? Die Fragen nehmen kein Ende. Sinti und Roma zählen, Schule und Lesben zählen. Und dann? Vermutlich „weg damit!“. So, wie der selbst ernannte „AfD Seppl“ in einem Tweet über Muslime und Türken schreibt, die auch am besten alle rausfliegen aus dem schönen weißen deutschen Land: „In 20 Jahren wird es keine Musels mehr geben.“

Nein, Besorgnis ist da nicht. Da ist so viel blinder Hass, dass es einen ekelt. Alles, was nicht „deutsch“ ist, muss weg. „Major Pilot“, ein Sympathisant der Rechten, schrieb, als fast das ganze Land für die Freilassung von Deniz Yücel kämpfte: „Hoffe, der verrottet im türkischen Knast!“ Die sog. AfD ist in Wirklichkeit eine Alternative für (intellektuell) Abgehängte. Gewiss nicht für unsere liberale Demokratie.

AfD | Monster und Patriotismus

Mit ihrer abstoßenden Verachtung für alles und jeden, der nicht ihrem Idealbild entspricht, sind sie eine reale Gefahr für Deutschland. Das bedeutet, dass eine konkrete Bedrohung für mein Land existiert. Ich bin keineswegs, aber ich gehöre zu diesem Volk. Wie selbstverständlich fühle ich mich als europäischer Deutscher. Wie man diesen Patriotismus nennt, ist mir gleichgültig. Auch singe ich die Nationalhymne mit und habe kein „blödes Gefühl“ dabei. Das kommt bei sogenannten kritischen Leuten auf, meist einigermaßen links im Spektrum der Demokratie. Die „Deutschland, verrecke“-Fraktion darf man hier getrost übergehen.

Ich wünsche mir viel mehr liberale Demokraten, die aus voller Seele das Deutschlandlied mitsingen. Es ist infantil und gleichzeitig gefährlich, das Schwenken der Flagge und das Singen der dritten Strophe den Rechtsextremen allein zu überlassen. Denn sie sind alles mögliche, aber gewiss keine Patrioten. Sonst unterstützen sie „Recht und Freiheit“ und „Einigkeit“. Stattdessen biegen sie das Recht, wie es geht. Sie schleichen um Strafrechtsparagraphen herum, damit ihnen nicht das Hetzwort verboten werden kann. 

Ich fürchte mich nicht vor der Rückkehr der Faschisten in der Maske der Faschisten, sondern vor der Rückkehr der Faschisten in der Maske der Demokraten.

Theodor W. Adorno (1903 – 1969)

Wenn Leute, die an Gauleiter erinnern, von einer möglichen „Machtergreifung“ in Brandenburg sprechen – wenige Tage vor der Wahl an diesem Sonntag -, ist das ein Beispiel für solches Herumschleichen. Der alte, weiße Gauweiler hat in einem Redemanuskript ernsthaft davon gesprochen, seine Partei sei „sozusagen das aktuelle ‚Neue Forum‘“. Verantwortung und Respekt vor der Geschichte ist dem Monster gleichgültig. Da macht es kaum einen Unterschied, ob es sich um den Nazi-Terror oder die SED-Diktatur handelt.

Das Monster geriert sich patriotisch, ohne jedes reale Bekenntnis zu Freiheit und Liberalität. Freie und unabhängige Medien werden als gelenkt diffamiert und mit der SED-Presse gleichgesetzt. Es ist jener Patriopportunismus, durch den das Monster sich selbst entlarvt.

Zitate von Höcke, einem AfD-Führungskader.
Alles gesagt. Nichts zurückgenommen. Nicht vergessen.

AfD | Das Oxymoron

Dieses ganze Monster ist ein Widerspruch in sich. Es fiele einem das Bild mit dem Pudding ein, den man an die Wand zu nageln versucht. Dies jedoch trifft es nicht und ist zu harmlos für die Gefahr, die von der sog. AfD ausgeht. Im Grundsatzprogramm ist von der Vielfalt der Medien die Rede, die es zu schützen gälte. Nein, vor einer „Machtergreifung“ müsse niemand in Brandenburg ängstigen. Wortwahl und Agitieren und Lügen und Drohen: eine solch perfide Kombination des politischen Agierens kennt man üblicherweise aus gefestigten Diktaturen. Man kannte sie auch aus der sogenannten DDR, wo man die Republik „demokratisch“ nannte. Ebenfalls ein Oxymoron, denn Sprache und Agitation einerseits hatten mit der Realität nichts zu tun.

Es gibt keine Nicht-Radikalen in der sogenannten AfD. Wer sie wählt, hat jeden Anspruch auf Verständnis verloren. Wer besorgt ist, wende sich als Bürger an die demokratischen Parteien. Er oder sie engagiere sich, kämpfe mit demokratischen Mitteln für Veränderung. Wer glaubt, das Monster setzte sich für besorgte Menschen ein, der irrt. Sie werden sich an der braunen Hass-Suppe, die das Monster seit Jahren kocht, alles verbrennen. Aber dann ist es womöglich zu spät.

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